zur Startseite      
  zur Startseite Literatur  
       



Viktor Horvath Am Mi., 24.4.
zu Gast im BeLaMi:

Die Bergedorfer Lesebühne


Karsten Lieberam-Schmidt und Victoria Bergemann präsentieren den preisgekrönten Schriftsteller Heinrich von der Haar (Foto rechts), der bereits 2011 Gast der Bergedorfer Lesebühne war und seinen soeben erschienenen Roman „Der Idealist“ vorstellt.


Die Bergedorfer Lesebühne ist seit 3 Jahren fester Bestandteil der Bergedorfer Literaturszene und lädt jeweils einen Schriftsteller und einen Schülergast zu ihren Lesungen ein. Um die Beiträge des Schriftstellergastes herum gestalten die Gymnasiastin Victoria Bergemann und der Agraringenieur Karsten Lieberam-Schmidt mit humorvollen und skurrilen eigenen Texten einen unterhaltsamen Lesungsabend.


Bergedorfer Lesebühne Victoria Bergemann, 15-jährige Schülerin der Sachsenwaldschule in Reinbek, ist ein schreiberisches Ausnahmetalent und leitet an ihrer Schule die AG „Wir schreiben“.


Bergedorfer Lesebühne Karsten Lieberam-Schmidt schreibt insbesondere Kurzprosa, Lyrik und Kindergeschichten und wurde 2012 mit überraschenden Kurzkrimis zum ersten Crime-Time-Slam-Champion Deutschlands. Darüber hinaus leitet er Schreibwerkstätten für Jugendliche und Erwachsene, gründete die Poetry-Slams in Reinbek und Geesthacht und ist Mitglied der Hamburger Autorenvereinigung.




Beginn :    

20:00 Uhr
Eintritt:    

FREI


Der Idealist „Der Idealist“ von Heinrich von der Haar:

„Der Idealist“ schließt dort an, wo „Mein Himmel brennt“ endet: Protagonist Heiner zieht zum Soziologiestudium ins Berlin der frühen 70er-Jahre. Dort lebt er in einer WG, tritt aus der Kirche aus und mischt bei den Studentenrevolten kräftig mit, gewinnt jedoch immer mehr den Eindruck, dass es – genau wie zuvor in den streng dörflich-familiär und kirchlich geprägten Verhältnissen des Münsterlandes – auch hier nur um eines geht: Hierarchien und Machtstrukturen.
Oder anders gesagt: Wer die krassesten Parolen brüllt, die größten Steine wirft und die ideologischen Moden besonders extrem vertritt, hat das größte Ansehen und den meisten Sex.

Dem Autor gelingt eine überzeugende Typologie verschiedener Mitstreiterinnen und Mitstreiter, von denen keiner das, wogegen er vermeintlich kämpft, selbst erlebt hat, mit Ausnahme von Heiner. Dieser kennt knochenharte, unentgoltene Arbeit auf dem Bauernhof von Kindesbeinen an, empfindet sie als Ausbeutung und vertritt gerade deshalb einen pragmatischen Idealismus: Überbordendes Theoretisieren und Gewalteskalation erscheinen ihm kontraproduktiv, Heiner möchte Benachteiligten konkret helfen. Dies gelingt ihm als Berufsschullehrer für Politik und Wirtschaft zunächst nur zögerlich, doch jeder kleine Erfolg gibt ihm Auftrieb.

Spannend ist es, hier den Bezug zur aktuellen Bildungsdebatte, zur Frage nach dem „Fördern und/oder Fordern“ herzustellen, denn Lehrer Heiner erfährt und durchlebt die meisten der aktuell diskutierten Facetten bereits in den 80er-Jahren.

Privat führt Heiner mittlerweile eine scheinbar glückliche, emanzipierte Ehe, die jedoch spätestens an unterschiedlichen Vorstellungen in Sachen Kinderwunsch scheitert. Für kinderlose Paare, die sich einer Adoption nicht hundertprozentig sicher sind, kann das Buch als warnendes Beispiel dienen.
Die Ehe zerbricht nach der Adoption, ebenso wie Heiners berufliche Laufbahn, nachdem türkischstämmige Schüler ihn aus unverständlicher Rache in eine perfide Falle locken und fast zu Tode prügeln. Doch mit Hilfe von alten Freunden aus WG-Zeiten gelingt es dem allein erziehenden Vater, wieder auf die Beine zu kommen.




Mein Himmel brennt Zum Roman „Mein Himmel brennt“   (an den „Der Idealist“ anschließt)

"Mein Himmel brennt" spielt im ländlichen Nachkriegsdeutschland. Der Leser erlebt aus Sicht des Bauernjungen Heiner, genannt „Heini“, hautnah mit, wie sich das Leben in den 50er- und 60er-Jahren immer schneller verändert. Für viele Landwirte heißt es "Wachsen oder weichen". Heinis starrköpfiger Vater kämpft um das Überleben des kleinen Bauernhofes, seine duldsam schweigende Mutter versorgt die 14-köpfige Familie mit allem Nötigen selbst. Für Heini ist das Leben nicht einfach: Arbeit geht vor Schule, Kirche vor allem. Heini erhofft sich mehr, aber ein Ausbrechen aus den gegebenen Strukturen erscheint unmöglich. Schließlich bringt ein Missbrauchsfall, den niemand wahr haben will, Heinis Welt zum Einstürzen. Danach jedoch findet er sowohl die Kraft zum Ausbruch als auch seine erste zarte Liebe.